Nightwish - End Of An Era (DVD+CD)

Link: http://www.nightwish.com

Das ist er also. Der letzte Live Mitschnitt von NIGHTWISH mit Tarja Turunen. Und obwohl ich die Band zwar ab und zu ganz gerne höre, aber mitnichten ein Die Hard NIGHTWISH Fan bin, muss man ihnen attestieren, dass sie hier ein kleines Meisterwerk geschaffen haben. 

Die Performance der Band, die Pyros und die Lightshow, die Kameraschnitte und die Produktion an sich, das Publikum. Alles ist perfekt… 

…wenn da nur nicht dieser komische Klos im Hals wäre, der sich bei mir nach den ersten beiden Stücken irgendwie gebildet hat, und mich auch während der ganzen DVD nicht wieder verlassen wollte. 
Wenn man sich überlegt, was direkt im Anschluss an dieses Konzert bei der Aftershow Party passierte, kann man kaum verstehen, wie die vier männlichen Nightwishs so entspannt und relaxed mit Tarja auf der Bühne stehen konnten. Auf die Details brauche ich ja hier nicht mehr einzugehen, das wurde ja ausreichend in den Printmedien zerpflückt. Aber entweder sind die Jungs die geborenen Schauspieler, oder aber abgezockt bis zum geht nicht mehr. Wenn ich zum Beispiel sehe, wie Emppu nach „Ghost Love Score“ Tarja in den Arm nimmt und mir ihr im Bühnenhintergrund verschwindet…. 
Wie dem auch sei, man hat alle Versionen zum Split gehört oder gelesen, aber was sich jetzt tatsächlich, und vor allem wie abgespielt hat, werden wir wohl nie genau erfahren. Schade ist es allemal, denn NIGHTWISH haben etwas Einzigartiges mit ihrer Musik erschaffen, und wenn man sich einmal überlegt, wie viele Bands auf diesen Träller-Elsen-Zug (ist absolut nicht böse gemeint) mit aufgesprungen sind und erfolgreich wurden, wird man sich dieser Tragweite erst bewusst. Ohne NIGHTWISH hätte es viele andere Bands wahrscheinlich nie gegeben. Und alleine davor ziehe ich meinen Hut. 

Aber kommen wir jetzt mal zur DVD. Das Konzert wurde am 21.10.2005 in der restlos ausverkauften Hartwall Arena in Helsinki mitgeschnitten, und es war das letzte Konzert der überaus erfolgreichen „Once-Tour“. Logisch, dass die Band für dieses Ereignis in die Vollen greift, und so sind die Lightshow, die Pyros und das Bühnenbackdrop vom Allerfeinsten. Auf Videowänden werden immer wieder Szenen eingespielt, die die einzelnen Songs untermalen. Und die glücklichen Fans, die es in die Halle geschafft haben, danken es der Band in jeder Sekunde des Konzerts mit hingebungsvoller Unterstützung. 
Mit „Dark Chest Of Wonders“ ist ein toller Opener gewählt. Tarja ist, wie nicht anders zu erwarten, der absolute Blickfang. Und um mal kurz die perfekte Planung dieses Gigs zu beschreiben: Zu jedem Outfit (und das wechselt sie mehr als einmal) hat sie das farblich passende Mikro vor sich stehen… 
Das erste Highlight ist für mich dann „The Kinslayer“, bevor es direkt im Anschluss mit „Phantom Of The Opera“ zu einem von diesen megageilen Duetten zwischen Tarja und Basser Marco kommt. Dieser Kombination zwischen dem klaren, hohen Gesang von Tarja und der rauen Metalstimme Marcos würde man in der Theorie wohl kaum eine Chance geben. In der Praxis ergänzen sie sich aber so genial, dass es einen förmlich umhaut. Für mich persönlich sind dieses Songs ohne Frage die Highlights eines jeden NIGHTWISH Gigs. 

Und auch hier stellt sich mir erneut die Frage: Wie konnte Marco ihr in einigen Passagen so fest in die Augen sehen? Aber ich wollte mich ja jetzt auf die Fakten beschränken… 

In der Songauswahl konnten sie kaum etwas falsch machen, und so folgt ein Klassiker dem nächsten. Besonders ergreifend ist für mich der Song „Kualema Tekee Taiteilijan“, bei dem Tarja alleine auf der Bühne steht und im Hintergrund auf den Videoleinwänden Bilder von allen Bandmitgliedern einzeln oder zusammen eingespielt werden. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glatt das Gefühl bekommen, dass sich Tarja hier von den Fans verabschiedet. Bei mir hat dieser Song zumindest für eine 1A Gänsehaut gereicht. 
Bei „Nemo“ gibt es vor der Bühne kein Halten mehr, von daher war es perfekt gewählt, dass es danach mit dem Indianer John Two-Hawks auf der Bühne bei den Songs „Stone People“ und „Creek Mary’s Blood“ etwas ruhiger zugeht. „Over The Hills And Far Away“ ist für mich als Gary Moore Fan der einzige überflüssige Song der Band, weil das Original einfach nicht zu toppen ist. 
Mit „Wish I Had An Angel“ geht das Konzert zu Ende. Und jetzt hat man, als die komplette Band am Bühnenrand steht und sich feiern lässt, zum ersten mal eine Ahnung, was in den Köpfen der Band, aber vor allem in Tuomas vorgehen muss, der sichtlich bewegt ist und mehr als einmal die Hände vors Gesicht schlägt. Wirklich Schade, dass sie keine Möglichkeit gefunden haben, ihre Differenzen anders zu lösen. 

Auf alle Fälle haben sie sich mit dieser DVD auf eine sehr beeindruckende Art und Weise, zumindest in dieser Besetzung, von ihren Fans verabschiedet. Und um meinen Gedanken noch einmal freien Lauf zu lassen: Für mich haben sich NIGHTWISH hiermit komplett verabschiedet, den sie werden nie wieder DIE Band sein, die sie mit Tarja waren. Und in der Haut ihrer Nachfolgerin möchte ich nun wirklich nicht stecken… 

Neben dem Konzert gibt es noch eine Dokumentation mit dem Namen „A Day Before Tomorrow“, in denen die letzten Tage vor dem Konzert in Helsinki inkl. der 4 letzten Auftritte in Süd Amerika beschrieben werden, ergänzt mit jeder Menge Interviews und Backstage Szenen. In der Limited Edition ist das gesamte Konzert noch auf einer Doppel-Audio CD enthalten, was einen lohnenden Kauf darstellt, denn wenn man die DVD und die Doppel CD einzeln kauft, zahlt man einiges mehr. 

Fazit: Für mich ein perfekter Konzertmitschnitt, der durch die Ereignisse nach der Show noch an Intensität gewinnt. Aber auch ohne diesen Umstand einfach eine geniale Konzert DVD und eine echte Kaufempfehlung